Hitzige Impfpflicht-Debatte im Bundestag
Lauterbach über Ungeimpfte: „Das ganze Land wird in der Geiselhaft dieser Menschen sein“
VonMartina Lipplschließen
Über eine allgemeine Impfpflicht in Deutschland debattierte der Bundestag am Donnerstag vier Stunden lang. Lauterbach verteidigt seine Pläne mit drastischen Worten.
Berlin - Steigende Corona-Fallzahlen und das neue Infektionsschutzgesetz sorgen für reichlich Diskussionen. Dazu wurde im Bundestag über die allgemeine Impfpflicht an diesem Donnerstag hitzig debattiert. Auf der Tagesordnung stand die erste Lesung mehrerer Gesetzentwürfe und Anträge. Die Entscheidung, ob es zu einer Impfpflicht kommt, fällt voraussichtlich in drei Wochen. Dann ist die Abstimmung geplant.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) war als letzter Redner in der Debatte dran. Eine Zwischenfrage des AfD-Politikers Stephan Brandner lehnt Lauterbach ab, mit den Worten: „Nein, auf keinen Fall.“
Lauterbach über Ungeimpfte: „Das ganze Land wird in der Geiselhaft dieser Menschen sein“
Lauterbach positioniert sich klar für eine allgemeine Impfpflicht gegen das Coronavirus* ab 18 Jahren. „Die Ungeimpften tragen die Verantwortung dafür, dass wir in diesem Land nicht weiterkommen“, sagte der SPD-Politiker zu den hohen Infektionszahlen in Deutschland.
„Das ganze Land wird in der Geiselhaft dieser Gruppe von Menschen sein“, sagt Lauterbach über die Ungeimpften. Die sich einfach gegen die wissenschaftliche Evidenz der weltweiten Forscher durchsetzen wollten. Die im Prinzip noch stolz darauf seien, dass ein ganzes Land auf sie wartet. „Das können wir uns nicht leisten“, unterstreicht Lauterbach. „Wir müssen Rücksicht nehmen auf die Kinder, wir müssen Rücksicht nehmen auf die Pflegekräfte, wir müssen Rücksicht nehmen auf diejenigen, die um ihre Existenz kämpfen“.
„Wir müssen vorbereitet sein“ - Lauterbach erwartet Herbst-Welle
„Die Wahrscheinlichkeit, dass wir im Herbst keine Schwierigkeiten haben, die Corona-Pandemie zu bekämpfen, liegt bei fast null Prozent“, sagte Lauterbach mit Blick auf erwartete weitere Virus-Wellen im Herbst. „Das ist fast so wahrscheinlich, als dass wir gar keinen Herbst bekämen.“
Im Herbst würden dann erneut Fragen gestellt, machte Lauterbach deutlich: Wird das Gesundheitssystem überlastet? Was können wir gegen diese Überlastung tun?
„Wir werden diese Menschen, die zum Teil selbst Schuld sind, behandeln müssen“, sagte Lauterbach. Mit der Impfpflicht könne die Pandemie in Deutschland im Jahr 2022 erstmals beendet werden. Zuvor räumte der Minister ein, dass „natürlich auch Fehler gemacht wurden.“ Die Impfpflicht gegen Omikron* käme zu spät, doch der Impfstoff wirke. Es gehe darum schwere Krankheit und Tod zu verhindern. (ml/dpa) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA