Hunderte Waldbrände
Ausnahmezustand in Kanada – fast 30.000 Menschen fliehen vor Waldbränden
VonKilian Bäumlschließen
In Kanada wüten verheerende Waldbrände, einige sind außer Kontrolle sind. Die Regierung hat den Ausnahmezustand ausgerufen. Fast 30.000 Menschen sind auf der Flucht.
Update vom 08. Mai, 10.32 Uhr: Über hundert Waldbrände wüten weiter in der kanadischen Provinz Alberta, davon seien 31 Brände außer Kontrolle. Inzwischen sind mehr als 375.000 Hektar Land abgebrannt – eine Fläche, die etwa einem Viertel von Schleswig-Holstein entspricht – beinahe 30.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen, wie die Behörden am Sonntagabend mitteilten. Das Ausmaß des Schadens lässt sich bisher nicht abschätzen, erklärte der Direktor der Behörde für Katastrophenschutz, Colin Blair, dem Sender CBC.
Zurückgehende Temperaturen und Regen helfen den Einsatzkräften bei der Brandbekämpfung. „Dadurch hatten die Feuerwehrleute die Möglichkeit, an einigen Brandherden zu arbeiten, an die sie wegen des extremen Verlaufs der Brände nicht herankommen konnten“, sagte Christie Tucker, Leiterin der Feuerschutzbehörde Alberta Wildfire. Trotzdem breiten sich die Brände weiter aus. Obwohl für die kommenden Tage kühlere Temperaturen und eine höhere Luftfeuchtigkeit erwartet werden, habe sie deshalb bereits um Hilfe aus dem benachbarten US-Bundesstaat Montana gebeten.
Experten gehen davon aus, dass sich die Häufigkeit und Intensität von Waldbränden aufgrund des Klimawandels in Zukunft deutlich steigern wird. Auch in Deutschland kam es bereits in zu Waldbränden, die sogar teilweise den Zugverkehr einschränkten.
Hunderte Waldbrände in Kanada – Tausende Menschen fliehen vor den Flammen
Erstmeldung vom 07. Mai, 12.09 Uhr: Alberta – Der Frühling in Alberta in Kanada war heiß und trocken – „und mit so viel Holz reichen ein paar Funken, um wirklich furchterregende Brände auszulösen“, sagte Danielle Smith, Regierungschefin der Provinz, in einer Pressekonferenz. Die Brandgefahr besteht in fast der gesamten Provinz Alberta und großen Teilen der benachbarten Provinzen. Auch in Europa hatte der heiße und trockene Frühling bereits im März die ersten Waldbrände in Spanien zur Folge.
Angefacht von starken Winden, stieg die Zahl der Waldbrände in Alberta bereits auf über 100. Smiths Angaben zufolge brannten bislang 122.000 Hektar Fläche ab. Mehr als 20 Gemeinden mussten deshalb bereits evakuiert werden. Rund 25.000 Menschen sind schon jetzt vor den Waldbränden geflohen. Tausende weitere Menschen wurden aufgerufen, sich auf eine Evakuierung vorzubereiten.
| Land und Fläche: | 122.000 Hektar in der Provinz Alberta in Kanada |
| Katastrophe: | Hunderte Waldbrände |
| Folge: | Bereits 25.000 Menschen auf der Flucht |
Waldbrände in Kanada: Ausnahmezustand und tausende Menschen auf der Flucht vor den Flammen
Infolge der zahlreichen Waldbrände hat die Provinz Alberta im Westen Kanadas den Ausnahmezustand ausgerufen, wie Smith nach einer Krisensitzung erklärte. „Wir haben den Ausnahmezustand für die Provinz erklärt, um Sicherheit, Gesundheit und Wohlergehen“ der Bewohner zu schützen. Dadurch hat die Regierung mehr Möglichkeiten, zu reagieren. Dazu gehört beispielsweise die Mobilisierung zusätzlicher Ressourcen und die Freigabe von Notgeldern. Aus diesen Gründen wurde im vergangenen Jahr auch in Italien der Ausnahmezustand ausgerufen. In Kanada befinden sich derzeit tausende Menschen auf der Flucht vor den Flammen.
Was ist ein Ausnahmezustand?
Vom Ausnahmezustand spricht man, wenn die allgemeine Situation von der gewohnten Normalität abweicht. Das passiert zum Beispiel, wenn der Staat oder die innere Ordnung in Gefahr sind, schreibt die Bundeszentrale für politische Bildung. In diesen ungewöhnlichen Situationen kann der Ausnahmezustand ausgerufen werden. Das ermöglicht es dem Staat, Teile der Verfassung und einzelne Grundrechte vorübergehend aufzuheben und dadurch schneller zu handeln.
Ausnahmezustand in Kanada – Tausende Menschen müssen vor Waldbränden in Alberta fliehen
Zu den bereits evakuierten Städten gehören Drayton Vallay mit 400 Einwohnern und Edson mit 8000 Einwohnern. Dort wurden die Bewohner aufgefordert, sich umgehend vor den Bränden in Sicherheit zu bringen. Der kanadische Katastrophenschutzminister Bill Blair erklärte auf Twitter, die Regierung in Ottawa stehe bereit, um bei Bedarf Bundeshilfe zu leisten.
Auch aus wirtschaftlicher Sicht sind die Brände gefährlich, denn die kanadische Provinz Alberta ist eine der wichtigsten ölproduzierenden Regionen der Welt. Unter anderem deshalb war bereits Bundeskanzler Olaf Scholz in Kanada, um über Energie und Klima zu sprechen. Da die Produktion 2016 bereits wegen Waldbränden unterbrochen werden musste, beobachten die Frackinunternehmen der Provinz Alberta die Lage genau.
Ausnahmezustand in Alberta in Kanada – es kommt seit Jahren zu Waldbränden und Extremwetter
Bereits seit einigen Jahren wird der Westen Kanadas immer wieder von extremen Wetterereignissen heimgesucht, die sich durch den Klimawandel in Intensität und Häufigkeit verstärken. Im vergangenen Jahr hatten beispielsweise starke Unwetter dazu geführt, dass hunderttausende Haushalte in Kanada ohne Strom waren.
Der Klimawandel bringt Wetterextreme auch nach Europa, beispielsweise bereitet sich Frankreich bereits auf einen fatalen Dürre-Sommer vor. (kiba/afp)
Rubriklistenbild: © Xuan Cueto/dpa

