„Wir versuchen alles“

Krieg in Israel: Austauschschüler in Sicherheit – andere Gruppen bangen weiter

  • Ulrike Hagen
    VonUlrike Hagen
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Zwischen Luftangriffen und einschlagenden Granaten sind mehrere Gruppen von Austauschschülern im Krieg in Israel gefangen. Die ersten Kinder reisen zurück nach Deutschland.

Update vom 10. Oktober, 15.14 Uhr: Die 15 Dortmunder Schüler aus den Klassen 9 bis 12, die am Deutsch-Israelischen Jugendaustausch „Building Bridges“ der Dortmunder Auslandsgesellschaft e. V. teilnahmen, sind in Sicherheit: „Um 14.15 Uhr sind die Kinder heil in Antalya gelandet“, so die Pressesprecherin der Organisation, Martina Plum, gegenüber der FR.de von IPPEN.MEDIA. Auf ihrem 19-stündigen Zwischenaufenthalt sollen die Jugendlichen nun erstmal in einem Hotel in der Nähe des Flughafens zur Ruhe kommen. Morgen geht es dann weiter nach Düsseldorf.

Deutsche Austauschschüler sitzen weiter fest – Island bringt erste Gruppe in Sicherheit

Update vom 10. Oktober, 13.30 Uhr: Auf abenteuerlichem Weg und mit einer Portion Zufall ist es einer Schülergruppe aus der Nähe von Stuttgart gelungen, Israel zu verlassen und in Sicherheit gebracht zu werden. Die Berufsschüler aus Kirchheim/Teck landeten nach Angaben ihrer Schule am Dienstag in Island zwischen und sollten danach nach Hause geflogen werden. Auch eine zweite Gruppe von Berufsschülern aus Baden-Württemberg wurde früher als geplant aus dem Krisenherd gebracht.

Die Schülerinnen und Schüler aus Kirchheim hatten ihre Partnerschule in Givatayim bei Tel Aviv besucht. Sie wurden mit ihren zwei Lehrkräften zunächst mit dem Bus ins jordanische Amman gebracht. Im unterirdischen Bunker ihres Hotels habe die Gruppe ein isländisches Ehepaar kennengelernt, bestätigte die Schule entsprechende isländische Medienberichte. Mit Hilfe des Paares habe die Gruppe Sitze in einer vom isländischen Außenministerium beauftragten Passagiermaschine bekommen.

Die Schüler landeten am Dienstagmorgen auf dem Flughafen Keflavik in der Nähe von Reykjavik, nach Angaben des isländischen Ministeriums waren neben der deutschen Gruppe auch 126 Isländer, 5 Menschen von den Färöer-Inseln und 4 Norweger in dem Flieger.

Am isländischen Flughafen wurden die Schüler von der deutschen Botschafterin Clarissa Duvigneau empfangen, wie die Deutsche Botschaft auf Facebook mitteilte. „Vielen Dank an die isländische Regierung für schnelle und unbürokratische Hilfe“, schrieb die Botschaft.

Deutsche Austauschschüler sitzen weiter in Israel fest – Gruppe aus Baden-Württemberg ausgeflogen

Update vom 10. Oktober, 11.05 Uhr: Von den Terrorangriffen auf mehrere Ortschaften in Israel wurden auch mehrere Austauschgruppen aus Deutschland überrascht. Mitten im Kriegsgebiet saßen oder sitzen sie zeitweise fest. Einige Jugendgruppen aus Nordrhein-Westfalen befanden sich am Dienstag auf dem Rückweg oder auf dem Weg zum Flughafen. Andere dagegen harren immer noch in Israel aus.

In Tel Aviv seien zum Zeitpunkt der ersten Angriffe 13 Jugendliche und zwei Betreuerinnen aus Dortmund gewesen, bestätigte eine Sprecherin der Bildungsorganisation Auslandsgesellschaft, die den deutsch-israelischen Austausch organisiert. Die Heranwachsenden seien bei Gastfamilien untergebracht und retteten sich angesichts der Raketenangriffe zwischenzeitlich in Schutzbunker. Ein erster organisierter Rückflug sei abgesagt worden. „Das sorgt natürlich auch für Ängste“, sagte die Sprecherin. Inzwischen sei aber für Dienstag ein Flug über Antalya und dann nach Düsseldorf gebucht worden.

News zum Israel-Krieg: Deutsche Austauschgruppen sitzen in Israel fest

Eine weitere Gruppe der Evangelischen Jugend Essen sei bereits über Zypern ausgereist, teilte eine Sprecherin der Stadt Essen mit. Eine zehnköpfige Gruppe, die über den Stadtverband Essen in Tel Aviv gewesen sei, sei auf dem Weg zum Flughafen, hieß es am Dienstagmorgen.

Dagegen hatten 21 Teilnehmer einer Reise des Evangelischen Kirchenkreises Soest-Arnsberg Teile ihrer geplanten Route abgebrochen und in Jerusalem ausgeharrt, erklärte ein Sprecher des Kirchenkreises. Die Gruppe will am Samstag planmäßig zurückfliegen. Von den Kämpfen hätten sie nichts mitbekommen.

Ein palästinensisches Mädchen geht inmitten der Trümmer nach israelischen Luftangriffen auf das Flüchtlingslager Shati.

Auch zehn Berufsschüler und ihre Begleiter aus Kirchheim/Teck in Baden-Württemberg haben in Israel festgesessen. Die Gruppe sei am Dienstag ausgeflogen worden, bestätigte eine Sprecherin des Landkreises auf Anfrage der dpa. Zudem steht noch am Wochenende ein Rückflug einer Gruppe von Berufsschülern aus dem Landkreis Karlsruhe aus. Elf Jugendliche wurden mit ihren beiden Lehrkräften zum Zeitpunkt der Angriffe von israelischen Freunden in enger Abstimmung mit dem Militär aus der unmittelbaren Gefahrenzone an einen sicheren Ort in der Negev-Wüste gebracht.

Angehörige bangen – deutsche Austausch-Schüler sitzen in Luftschutzbunker in Israel fest

Erstmeldung vom 9. Oktober: Tel-Aviv – Sie kamen für den Deutsch-Israelischen Jugendaustausch – um andere Menschen kennenzulernen und Freundschaften zu schließen, gemeinsam eine unvergesslich tolle Zeit zu haben und friedliche Völkerverständigung zu leben. Nun sitzen Dutzende junger deutscher Austauschschülerinnen und Austauschschüler mitten im Kriegsgebiet in Israel fest. Mindestens drei Gruppen von Jugendlichen mit insgesamt über 40 Personen warten verzweifelt auf eine Rückflugmöglichkeit nach Deutschland.

News aus Israel: 30 deutsche Austauschschüler sitzen in Israel fest

Inmitten der Großangriffe der islamistischen Hamas auf Israel mit inzwischen Hunderten Toten und zahllosen aus Israel Entführten, unter ihnen wohl auch deutsche Staatsbürger, sind mindestens drei Austauschgruppen von Schülern aus Deutschland gefangen. Dutzende Jugendliche aus Leipzig und Dortmund und – wie inzwischen bekannt wurde, auch eine Gruppe von Berufsschülern aus dem Landkreis Karlsruhe –, alle im Alter zwischen 15 und 21 Jahren, sollten eigentlich am Montag (9. Oktober) nach Deutschland zurückkehren.

Doch sämtliche Flüge wurden aufgrund der aktuellen Raketenangriffe annulliert. Die Familien sind in großer Sorge, während die Organisatoren der Austauschprogramme verzweifelt darum kämpfen, die Jugendgruppen sicher zurückzubringen.

„Versuchen alles“: Austausch-Organisationen versuchen verzweifelt, Kinder aus Kriegsgebiet auszufliegen

Jutta Stahl-Klimmt, die Vereinsvorsitzende des Leipziger Theatervereins K, sagte FR.de von IPPEN.MEDIA: „Wir versuchen alles, um die Kinder aus dem Land zu bekommen und Rückflüge zu organisieren.“ Die 15 Schüler hielten sich in einem Internat in Herzlia, nördlich von Tel Aviv, auf. Sie müssen sich regelmäßig in Luftschutzbunkern in Sicherheit bringen. Die Einschläge der Granaten seien durchgehend zu hören: „Was die Kinder durchmachen, kann man sich überhaupt nicht vorstellen“, berichtet Stahl-Klimmt, deren Tochter sich ebenfalls in der Austauschgruppe befindet.

Die Belastung für die Jugendlichen sei enorm. Die Kinder sollten ursprünglich eine Aufführung gemeinsam mit israelischen Schülern entwickeln, die am Sonntag Premiere haben sollte, doch dazu kam es nicht mehr.

Schüler aus Dortmund in Austauschfamilien in Israel „bisher noch in Sicherheit“

Auch die 15 Dortmunder Schüler aus den Klassen 9 bis 12, die am Deutsch-Israelischen Jugendaustausch „Building Bridges“ der Dortmunder Auslandsgesellschaft e. V. teilnehmen, fanden sich plötzlich mitten im Krieg wieder. Der Präsident des Vereins, Klaus Wegener, berichtet: „Die Teilnehmer des Programms, es schon seit 2009 gibt, wohnen während ihres Aufenthalts in Gastfamilien in Tel Aviv und Netanja, der Partnerstadt von Dortmund. Dort sind sie bisher noch in Sicherheit“.

Bangen um Jugendliche: Austauschschüler sitzen in Israel fest – Rückflüge annulliert

Die Auslandsgesellschaft hat zwar einen Rückflug für die Schüler buchen können, mit 19-stündigem Aufenthalt in Antalya. „Nach jetzigem Stand würden die Kinder dann am Mittwoch um 10 Uhr in Düsseldorf landen“, sagte Klaus Wegener FR.de. Dennoch gibt es große Unsicherheit, ob die Gruppe das Land verlassen können wird. Wegener besorgt: „Auch für den Flug heute früh hatten alle bereits eingecheckt, als er sprichwörtlich in letzter Sekunde gecancelt wurde.“

Die großen Fluggesellschaften, darunter American Airlines, Air France, Lufthansa, Emirates und Ryanair, haben am Wochenende den Flugverkehr von und nach Tel Aviv aufgrund des Großangriffs der Hamas auf Israel eingestellt. Am Montagnachmittag gab die Lufthansa bekannt, dass alle Flüge gestrichen sind – mindestens bis Samstag (14. Oktober).

Polen, Ungarn und Rumänien evakuieren bereits seit den frühen Morgenstunden ihre Staatsbürger mit Militärmaschinen und Regierungsflugzeugen aus Israel. Die Bundesregierung hat bisher jedoch noch keine Evakuierungsflüge angekündigt. „Unsere Anfragen und die der Stadt Leipzig beim Krisenstab des Auswärtigen Amtes haben aber ergeben, dass die Schüler bereits auf einer Liste stehen“, so Jutta Stahl-Klimmt. Auch die Dortmunder Auslandsgesellschaft wurde vom Auswärtigen Amt kontaktiert und gebeten, eine Liste der in Israel gefangenen Schülerinnen und Schüler sowie deren Begleitung zu erstellen.

Die dritte Gruppe von elf Berufsschülern aus dem Landkreis Karlsruhe wartet ebenfalls auf ihre Ausreise aus Israel. Sie wurden bereits am Samstagabend aus der unmittelbaren Gefahrenzone an einen sicheren Ort in der Negev-Wüste gebracht, berichtet die dpa. Die Situation der Jugendlichen werde von den deutschen Behörden genau beobachtet, und es werde versucht, ihre sichere Rückkehr zu organisieren.

Rubriklistenbild: © Chen Junqing/IMAGO