Italiens Supervulkan hat sich am Montag erneut zu Wort gemeldet. Das stärkste Erdbeben seit 40 Jahren traf Neapel. (Collage aus Archivbildern)
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Italiens Supervulkan hat sich am Montag erneut zu Wort gemeldet. Das stärkste Erdbeben seit 40 Jahren traf Neapel. (Collage aus Archivbildern)

Video zeigt Schutt auf Straßen

Italiens Supervulkan: Menschen schlafen im Freien - Erschütterungen „die stärksten, die wir je verspürt haben“

  • Richard Strobl
    VonRichard Strobl
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  • Helmi Krappitz
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Der Supervulkan im Süden Italiens kommt nicht zur Ruhe. Nach vielen kleinen Beben ereignete sich am Montagabend das stärkste Erdbeben seit 40 Jahren.

Update vom 21. Mai, 8.27 Uhr: Noch am Montagabend kam es zu Nachbeben. Um 23 Uhr zeichnete das Nationale Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV) in Italien ein Beben der Stärke 3,6 auf. Auch in der Nacht zum Dienstag (21. Mai) folgten weitere Erschütterungen – um 00.19 Uhr einer Stärke von 2.0 und um 00.55 Uhr mit einer Stärke von 2.8. Unklar ist weiterhin, ob und wie viele noch folgen.

Die Erschütterungen führten zu Angst und Sorgen bei den Bewohnern der Region, berichtete Rai News. Einige Gemeinden haben deswegen Vorsichtsmaßnahmen eingeleitet. „Ich habe beschlossen, alle öffentlichen und privaten Schulen in Bacoli zu schließen. Und zwar in jeder Größenordnung und jedem Grad. Es handelt sich um eine vorsorgliche Schließung, um alle notwendigen Kontrollen durchführen zu können“, verkündete etwa der Bürgermeister von Bacoli Josi Gerardo Della Ragione auf Facebook.

Laut Rai News verbrachten viele Menschen die Nacht im Freien oder im Auto: „Wir werden heute Nacht im Auto schlafen. Wir leben seit Monaten in Angst, aber die Erschütterungen heute Nacht waren die stärksten, die wir je verspürt haben“, sagte ein Italiener zu dem Nachrichtenportal. Andere versuchten die Region mit dem Auto zu verlassen.

Ein Sprecher der italienischen Feuerwehr bestätigte gegenüber CNN, dass Risse in Wänden und einstürzende Gesimse gemeldet wurden. Videos zeigen Schutt auf den Straßen.

Supervulkan: Mehrere Erdbeben seit Samstag

Erstmeldung vom 20. Mai: Neapel – Wieder wird der Süden Italiens von Erdbeben erschüttert. Am Montagabend (20. Mai) ereigneten sich gleich mehrere stärkere Erschütterungen. Ein Beben erreichte die Stärke 4,4 auf der Richterskala. Nach Angaben der Repubblica hat es sich damit um das stärkste Erdbeben in der Region in den letzten 40 Jahren gehandelt.

Schon in den vergangenen Wochen kam der Supervulkan an den sogenannten Phlegräischen Feldern nahe Neapel nicht zur Ruhe. Immer wieder rissen kleinere Erdbeben die Menschen aus ihrem Alltag. Auch am Samstagmorgen weckten mehrere Beben die Anwohner. Dann kehrte für knapp zwei Tage Ruhe ein. Doch am späten Pfingstmontag meldete sich der Vulkan dann umso gewaltiger zu Wort.

Erdbeben-Alarm in Italien: Stärkster Schock seit 40 Jahren

Schon in der Nacht auf Montag bebte die Erde mehrmals. Zwischen vier Uhr morgens und neun Uhr registrierte das Nationale Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV) insgesamt drei kleinere Beben im Bereich zwischen 2 und 2,3 auf der Richterskala. Laut der Einordnung des deutschen Bundesverbandes für Geothermie handelte es sich damit um „extrem leichte“ Erdbeben, die kaum spürbar seien. Am Montagabend jedoch ereigneten sich dann gleich zwei stärkere Beben.

Neun Minuten vor 20 Uhr registrierte das INGV zunächst ein Beben der Stärke 3,5. Nur zwanzig Minuten später erreichte ein weiteres Erdbeben dann einen Wert von 4,4 auf der Richterskala. Bei letzterem handelt es sich nach der Einordnung des Bundesverbandes der Geothermie somit um ein „leichtes“ Erdbeben. Es kann zu „sichtbaren Bewegungen von Zimmergegenständen und Erschütterungsgeräuschen“ kommen.

Erdbeben an Italiens Supervulkan: Ganze Familien rennen in Angst auf Straßen

Nach Angaben der Repubblica handelt es sich bei dem zweiten Beben damit um das stärkste Beben seit 40 Jahren. Es sei nicht nur im hügeligen und zentralen Bereich von Neapel, sondern auch in Hinterlandgemeinden in Kampanien spürbar gewesen. Viele Menschen seien in Angst auf die Straße gerannt, um sich in Sicherheit zu bringen. In der Hafengemeinde Pozzuoli hätten ganze Familien ihre Häuser verlassen, schreibt das Blatt. Ähnlich sei es in Gemeinden wie Bagnoli oder in den Quartieri Spagnoli gewesen.

„Diesmal war es schwer, es schien, als würde es nie enden“, sagte ein Bewohner von Bagnoli der Nachrichtenagentur Ansa. Er wolle vorerst nicht nach Hause zurückkehren. An der Strandpromenade versammeln sich dem Bericht nach die Menschen und wollen abwarten, ob es weitere Beben geben wird. Im Epizentrum Pozzuoli bleiben am Dienstag die Schulen vorsorglich geschlossen.

Supervulkan sorgt für Angst und Schrecken – diese Bilder zeigen die spektakulärsten Vulkanausbrüche Italiens

Die Stadt Centuripe westlich von Catania wird vom Ätna überragt.
Der zur Zeit etwa 3357 Meter hohe Ätna bei Catania (hier mit der Stadt Centuripe im Vordergrund) ist der größte aktive Vulkan Europas. Er bricht gewöhnlich mehrmals in einem Jahr aus. Im Jahre 2021 spuckte er fünf Mal Lava, dieses Jahr (2023) bereits zwei Mal. Meistens ergießen sich die Lavaströme aber nicht in bewohntes Gebiet. © Imago/UIG
Eine Eruption des Ätnas
Lava fließt aus dem Krater des Ätna in Richtung Tal - hier im Jahre 2012. Wenn sich neue Spalten an den Flanken des Vulkans bilden, kann es vorkommen, dass der Lavastrom Straßen sich über Seilbahnstationen und Straßen ergießt.  © imago stock&people
Ätna-Ausbruch: Lava überquert eine Straße
Am 18. Juli 2001 ströme nach einem Ausbruch des Ätna aus einer Spalte ein Lavastrom auf die Kleinstadt Nicolosi zu, in der 1983 Lava 20 Häuser verschüttet hatte. Durch das Bespritzen der Lava mit Wasser und dem Bau eines Erdwalls gelang es, dieses Restaurant zu retten. Später brannte die Bergstation der Ätna-Seilbahn aus, als sie die Lava erreicht hatte. © epa ansa Scardino-Ragonese
Ein Deckenfresko zeigt den Lavafluss vom Ätna nach Catania im Jahr 1669.
Der schwerwiegendste Ausbruch des Ätna ereignete sich 1669, als die Lava sich bis in die Hafenstadt Catania ergoss. Sie schloss das zuvor an einer Bucht gelegene Castello Ursino wurde von der Lava umströmt und liegt seitdem mehrere hundert Meter landeinwärts. Gut zehn Ortschaften, darunter Nicolosi und Belpasso, wurden von der Lava verschlungen. Es gab aber keine Tote, da die Lava langsam floss. © wikipedia Fresko von Gioacinto Platania
Eine riesige Aschwolke steigt beim Ausbruch des Vesuv 1944 empor.
Weitaus gefährlicher als der Ätna ist der Vesuv bei Neapel, der meist sehr explosiv ausbricht und bis zu 7000 Grad heiße Gas- und Aschwolken ausstößt. Der letzte Ausbruch ereignete sich am 18. März 1944. Trotz Evakuierung von 12 000 Menschen fanden 26 Einwohner den Tod, die Städtchen Massa di Somma und San Sebastiano wurden nahezu vollständig unter Lava begraben. © Giovanni Manfredonia/Facebook
„Der letzte Tag von Pompeji“, gemalt von Karl Briullov zwischen 1830 und 1833.
Am 24. August 79 n. Chr. ereignete sich der wohl bekannteste Vulkanausbruch der Geschichte: Der Vesuv explodierte unter einer riesigen Pyroklastischen Wolke aus glühend heißem Gas und verschüttete die Städte Pompeji und Herculaneum unter einer meterhohen Schicht von Asche und Bimsstein. Ein Öl-Gemälde des russischen Malers Karl Briullov (1799 –1852) zeigt, wie er sich die Katastrophe vorstellte. © imago stock&people
Gipsabgüsse der Todesopfer des Vulkanausbruchs des Ätna von 79. n. Chr.
Beim Ausbruch des Vesuv 79. n. Chr. kamen schätzungsweise 5000 Menschen ums Leben. Alleine in Pompeji wurden die Überreste von 1150 Todesopfern ausgegraben. Nachdem sie durch die Gas- und Aschewolken erstickt und verbrannt waren, deckte sie der Ascheregen zu. In den Jahrhunderten danach bildeten sich Hohlräume, die in der Neuzeit durch Gips ausgefüllt wurden. © IMAGO/Vandeville Eric/ABACA
Der Stromboli ist ein Weltkulturerbe der UNESCO.
Der Vulkan Stromboli auf der gleichnamigen Insel ist der aktivste Vulkan der Welt. Im Abstand von wenigen Minuten ereignen sich im Gipfelkrater kleine Eruptionen, die durch Gasblasen verursacht werden, die nach oben steigen. Touristen können das Spektakel von einem Beobachtungspunkt aus betrachten. Doch ab und an gibt es auch aktivere Phasen und auch größere Ausbrüche. Zurzeit ist der Aussichtspunkt am Gipfel wegen einer aktiveren Phase gesperrt. © Imago Robert Francis
Die Raucwolke über dem Stromboli bei der Eruption am 3. Juli 2019
Ab und an gibt es am Stromboli auch schwerere Ausbrüche, wie am 3. Juli 2019. Dabei kam ein Tourist ums Leben, der am Gipfel oberhalb des Kraters den Vulkan beobachtete. Am 11. September 1930 starben drei Inselbewohner durch einen pyroklastischen Strom aus Aschen, Schlacken, Steinen und heißen Gasen. 2002 rutschte bei einer Eruption ein Teil des Gipfels ins Meer, ein Tsunami beschädigte einige Häuser am Ufer, Lavabomben schlugen in den Dörfern ein.  © Mapsism/Facebook
Der Krater des Vullans der Insekl Vulcano
Die Insel Vulcano ist eine Nachbarinsel des Stromboli nördlich von Sizilien. Die Römer glaubten, dass hier der Gott Vulcanus, der Gott des Feuers lebt. Im 5. Jahrhundert v. Chr. hat sich wahrscheinlich ein heftiger Ausbruch ereignet, dessen Donnern in weiten Teilen Siziliens hörbar war. Im 19. Jahrhundert mussten im Krater Sträflinge Schwefel abbauen. Heute ist Vulcano ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen. Am Ufer gibt es heiße Quellen, in einem Mini-Krater kann man baden. © Wikipedia/Geak
Die Explosion des Vulcani im Jahr 1888.
Am 3. August 1888 begann der bislang letzte Ausbruch auf Vulcano mit einer Explosion, der rasch weitere und immer heftigere folgten. Lavabomben schlugen drei Kilometer auf den bewohnten Nordteil der Insel ein. Sie durchschlugen die Dächer der Fabrik- und Wohngebäude und setzten die Schwefelvorräte sowie einige an der Mole liegende Schiffe in Brand. Die wenigen Bewohner von Vulcano hatten sich mit Booten gerettet. Die Sträflinge, die zuvor im Krater Schwefel abbauen mussten, flüchteten in Höhlen. Die Aktivität hielt bis 1890 an. © ResearchGate
Die Insel Ferdinandea in einer zeitgenössischen Darstellung von Camillo de Vito (1790-1835).
Im Sommer 1831 tauchte mitten im Meer 60 Kilometer südlich von Sizilien plötzlich eine Vulkaninsel aus dem Meer auf. Die Insel war der Gipfel eines Unterwasservulkans, der damals ausbrach. Der deutsche Forscher Friedrich Hoffmann benannte sie nach dem sizialinischen König Ferdinand II Ferdinandea. Der britischen Kapitän Senhouse beanspruchte das rund 63 Meter hohe und 800 Meter breite Eiland als Graham Island für das britische Empire. Bis zum Winter verschwand die Insel wieder: Durch die Eruption war die Magmakammer leer und der Krater sackte ab. ©  Camillo De Vito/Wikipedia
Der Solfatara-Krater bei Pozzuoli
Der Super-Vulkan der Phlegräischen Felder bei Neapel brach in vorgeschichtlicher Zeit mindestens der Mal verheerend aus: Bei einem einzigen Ausbruch vor 39 280 Jahren löschten die Feuerströme alles Leben im Umkreis von gut 100 Kilometern aus. Rund 10 000 Quadratkilometer Land (etwa die Fläche Niederbayerns) versanken unter einer bis zu 100 Meter dicken Schicht aus Asche. Der Krater mit einem Durchmesser von 16 Kilometer brach ein. Heiße Quellen und Dampfwolken am Solfatara zeugen noch heute von dem Mega-Ausbruch. © IMAGO/Antonio Balasco
Eruption de Monte Nuovo, Illustration of the eruption of Monte Nuovo in the year 1538 from the 18th century,
Der letzte Ausbruch der Phlegräischen Felder ereignete sich 1538. Hier ein Kupferstich, der den Ausbruch zeigt. Damals erstand aus dem Nichts ein neuer Vulkan westlich der Hafenstadt Pozzuolo, der das Dorf Tripergle, die Villa des römischen Staatsmanns Cicero und antike Bäder verschüttete. Es gab 24 Tote. Es waren Schaulustige, die am Kraterrand bei einer Explosion ums Leben kamen. Die Einheimischen waren durch Erdbeben und den Rückzug des Meeres gewarnt worden. ©  via www.imago-images.de
Der Krater des Monte Nuovo ist aus der Luft am besten als erloschener Vulkan zu erkennen.
Der Monte Nuovo ist ein kleiner Vulkan nahe der Küste bei Pozzuoli. Insgesamt sind die Phlegräischen Felder von rund 40 Vulkankratern übersät, 20 davon sind deutlich erkennbar. Einige sind mit Wasser gefüllt und sind idyllische Seen. Schon in der Antike wurden die heißen Quellen als Thermalbäder genutzt, noch heute kann man in mehreren Thermen sich in vom Vulkanismus erhitzten Wasser erholen. © IMAGO/Pond5 Images

In vielen Wohnungen und auch in Supermärkten seien durch das Erdbeben Gegenstände aus Regalen auf den Boden gefallen. Zudem meldet die Feuerwehr Berichte über Risse und herabstürzende Häuserteile im Bereich der Phlegräischen Felder.

Und der Vulkan kommt offenbar nicht zur Ruhe. Das INGV meldete zwei weitere Beben: Um 21.46 erreichte ein Schock die Stärke 3,9. Um 21.55 Uhr ereignete sich dann ein weiteres Beben mit der Intensität 3,1 auf der Richterskala.

Seit Monaten bebt in Neapel immer wieder die Erde. Der Supervulkan kommt nicht zur Ruhe und löst in der Bevölkerung große Sorge aus. Ein führender Vulkanologe hat zudem gerade erst eine wenig beruhigende Prognose abgegeben.

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